«Der Kanton Zug ist ein erfolgreicher Wohnkanton» – schreibt die Regierung zur Umsetzung von neuen Standortförderungsmassnahmen. Ich frage mich: Wann ist denn ein Kanton erfolgreich?  Die Zuger Regierung setzt “erfolgreich” mit hohen Mietpreisen gleich – denn sie strahlen Attraktivität aus. Doch genau dieser einseitige Blick auf Erfolg führte in den letzten Jahren dazu, dass 36’000 Zuger:innen aus dem Kanton wegziehen mussten. Denn nirgends sind Wohnungen knapper und teurer als in Zug. Unsere Steuern liegen so tief, dass auch neue Wohnungen sofort von der hohen Nachfrage überrannt werden.

Die Zuger Regierung sollte sich fragen, was es der Bevölkerung nützt, wenn der Kanton Milliarden auf der hohen Kante hat, sich die Menschen das Leben und Wohnen aber nicht mehr leisten können. Was nützen uns Arbeitsplätze, wenn dadurch jeden Tag 37000 Menschen in unseren Kanton pendeln und somit die Infrastruktur an ihre Grenzen bringen?  Brauchen wir wirklich noch mehr quantitatives Wachstum und das weitere Verbauen von Grünflachen, oder sollten wir uns qualitativ weiterentwickeln? Ich bin der Meinung: Manchmal ist weniger mehr. Weniger globale Konzerne und dafür mehr verwurzelte Zuger Familien, die genug zum Leben und Wohnen haben. 

Dafür bräuchte es ein Umdenken: SVP, FDP, Mitte und GLP müssten endlich den Zusammenhang zwischen Steuerwettbewerb und Mietpreisen anerkennen. Die Regierung erwähnt immerhin die Steuerproblematik in ihrer wohnpolitischen Strategie, weigert sich aber, etwas daran zu ändern. Für mich bietet ein erfolgreicher Wohnkanton allen Bevölkerungsschichten ein gutes Leben. Wir müssen die Balance finden zwischen wirtschaftlicher Attraktivität, Lebensqualität und einer intakten Umwelt. In nächster Zeit stehen genau solche Weichenstellungen im Kantonsrat an. Wir werden darüber diskutieren, ob Zug durch Subventionen noch attraktiver für Grosskonzerne werden soll, und ob wir die Steuerattraktivität weiter erhöhen sollen. Damit unsere Mieten nicht noch mehr steigen, müssen wir beide ablehnen. 

 

Kolumne von Luzian Franzini, Co-Präsident Alternative-die Grünen, Kantonsrat

Erschienen in der Zuger Woche am 9. Oktober 2024