Martin Affentranger, Kantonsrat ALG 

 

In der Politik sprechen wir oft über Zukunftsfragen: Klimaschutz, Bildung, Mobilität. Doch was ist mit dem Ende des Lebens? Wie wir mit unseren Schwächsten umgehen, zeigt, welche Werte unsere Gesellschaft tatsächlich vertritt. Die Palliativmedizin stellt sich dieser Herausforderung – sie sorgt dafür, dass Menschen am Ende ihres Lebens gut betreut, begleitet und schmerzfrei sind. Doch im Kanton Zug gibt es noch viel zu tun. 

 

Schauen wir über die Kantonsgrenze hinaus nach Zürich. Dort hat die Regierung vor kurzem eine umfassende Strategie zur Palliativversorgung verabschiedet. 9,5 Millionen Franken werden zwischen 2025 und 2029 investiert, um bestehende Angebote auszubauen und Versorgungslücken zu schliessen. Spezialisierte mobile Teams werden finanziell gestärkt, Pilotprojekte für Alters- und Pflegeheime gefördert und die pädiatrische Palliativversorgung erweitert. Zudem wird die Sensibilisierung in der Bevölkerung erhöht – denn nur wer um ein Angebot weiss, kann es auch nutzen. 

Und Zug? Unser Kanton mag kleiner sein, doch die Herausforderungen sind dieselben. Zwar gibt es engagierte Fachpersonen und Organisationen wie Palliativ Zug, doch das System hat Lücken. Besonders in der spezialisierten ambulanten Versorgung fehlt es an einer durchgehenden ärztlichen Betreuung – ein Problem, das auch in Zürich angegangen wird. Wer in Zug zuhause palliativ betreut werden will, stösst oft an Grenzen: Die Kostenfrage ist nicht restlos geklärt, die Koordination zwischen Spitälern, Spitex und Hausärzten nicht immer reibungslos. 

 

Bekenntnis fehlt 

Es braucht ein klares Bekenntnis der Politik zur Palliativversorgung. Nicht als Randthema, sondern als zentraler Bestandteil einer sozialen Gesundheitspolitik. Ein gutes Beispiel ist das Zürcher Pilotprojekt für spezialisierte Palliative Care in Alters- und Pflegeheimen. Warum sollte das nicht auch in Zug möglich sein? Würden wir als Kanton hier ansetzen, könnten wir verhindern, dass schwerkranke Menschen unnötig hospitalisiert werden, nur weil Heime nicht die nötigen Strukturen haben. Dies wäre nicht nur menschlicher, sondern auch kosteneffizient. 

Auch in der pädiatrischen Palliativversorgung gibt es Verbesserungsbedarf. Familien mit schwerkranken Kindern sind auf spezialisierte Unterstützung angewiesen. Im Kinderspital Zürich existiert ein gut funktionierendes Angebot, das eng mit der Kinderspitex abgestimmt ist. Warum sollte Zug nicht mit Zürich kooperieren und diese wertvolle Expertise nutzen, um die Versorgung für betroffene Familien hier zu stärken? 

Ein weiteres Problem ist die mangelnde Sichtbarkeit der bestehenden Angebote. In Zürich wird eine zentrale Informationsplattform geschaffen, um Betroffene und Fachpersonen besser zu vernetzen. Zug sollte diesem Beispiel folgen und Palliativ Zug als zentrale Anlaufstelle weiter ausbauen. Eine solche Plattform könnte nicht nur informieren, sondern auch helfen, bestehende Ressourcen effizienter zu nutzen. 

Studien zeigen, dass die meisten Menschen den Wunsch haben, zuhause zu sterben – in ihrer vertrauten Umgebung, umgeben von ihren Liebsten. Doch oft scheitert dieser Wunsch an unzureichenden Versorgungsstrukturen und fehlenden finanziellen Mitteln. Eine gut ausgebaute Palliative Care, insbesondere im ambulanten Bereich, kann dazu beitragen, dass dieser Wunsch für mehr Menschen Realität wird.  

Wir müssen Palliative Care als das sehen, was es ist: ein grundlegendes Recht auf würdevolles Sterben. Der Kanton Zürich zeigt, dass eine Verbesserung der Strukturen möglich ist. Jetzt liegt es an uns, auch in Zug politisch aktiv zu werden. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen – für unsere Angehörigen, für unsere Nachbarn und letztlich auch für uns selbst. Denn eines ist sicher: Der Tod geht uns alle an.